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Symptome und Folgen einer Essstörung

Die harten Fakten: Verschiedene körperliche, psychische sowie soziale Folgen und Symptome einer Essstörung.

Eine Essstörung ist eine ernste Angelegenheit! Egal ob man unter Anorexie, Orthorexie, Bulimie, Binge Eating oder EDNOS („Eating Disorder Not Otherwise Specified“ = „Eine nicht klassifizierte Essstörung“) leidet. Alle diese Krankheiten haben eines gemeinsam: Sie haben enorme psychische und/oder körperliche Auswirkungen und erzeugen einen hohen Leidensdruck!

Eine Essstörung ist UNABHÄNGIG vom Gewicht, denn in aller erster Linie ist es eine psychische Krankheit, die ihre Symptome erst später zeigt, aber immer Ernst zu nehmen ist! Beinahe jeder Essgestörte entwickelt Zwänge, Rituale und eine gewisse Besessenheit um das Thema Essen:

Jeder entwickelt natürlich andere Rituale rund ums Essen und keine Essstörung ist gleich, aber Ähnlichkeiten sind oft zu finden. Besonders das Thema „Vergleichen“ spielt eine große Rolle.

  • Rituale
    • bestimmte Zeiten, Voraussetzungen, ein bestimmtes Geschirr, etc.
  • stundenlanges Recherchieren nach Rezepten und Kochinspirationen
    • Hang zu Kochsendungen, „What I Eat in a Day“-Videos
    • Anlegen von eigenen Rezeptsammlungen
    • Suche nach Rezepten die bestimmte Kriterien erfüllen
    • Kochen und Abändern von Rezepten
  • Beschäftigung mit gesunder Ernährung (Orthorexie)
    • Unterteilung in „gute“ und „böse“ Lebensmittel
    • Eine bestimmte Ernährungsform annehmen (Nur, weil man nach einer bestimmten Art und Weise isst, hat man aber nicht zwangsläufig eine Essstörung!)
    • Recherche zu Auswirkungen auf den Körper

Ich hab das Gefühl, ich kenne mich besser aus, als jeder Ernährungsberater

  • Genaues Kalorienzählen, teilweise auch Mikro- und Makro-Nährstoff-Zusammensetzung
    • Abwiegen von Lebensmitteln
    • Angst vor unbekannten Kalorien
  • Vergleichen von Produkten nach bestimmten Kriterien
    • lange Einkäufe in Supermärkten
    • häufiges Einkaufen
    • Recherche zu Produkten
    • Low-Calorie-Produkte werden oft bevorzugt
  • Verherrlichung von Essen: es muss perfekt sein
    • Foodstyling
    • Temperatur
    • richtiges „Setting“
    • extrem langsames Essen und hinauszögern der Mahlzeit
  • Essen ist an Bedingungen geknüpft, z.B.
    • Als Belohnung
    • Nach bestimmten Bewegungsroutinen

Soziale Auswirkungen

Und auch auf das soziale Leben kann dieses gestörte Essverhalten einen gravierenden Einfluss haben:

  • Vergleichen mit Anderen
    • Geschwindigkeit
    • weniger essen als der Rest
    • bessere, gesündere Ernährung
  • Das Umfeld wird „hochgefüttert“
    • Backen und Kochen für Andere
    • Aufforderung mehr zu essen
  • Vermeidung sozialer Events
    • das eigene Essen, die Rituale müssen im kontrollierbaren Setting liegen
    • Angst vor unbekannten Kalorien
    • Scham vor Anderen zu essen

Symptome, Folgen und Folgeschäden von Essstörungen

Zu Beginn der Essstörung ist das auffälligste meist das verändert Essverhalten, mit der Zeit kommen aber immer mehr psychische und körperliche Folgen dazu. Je nach Art der Essstörung und individueller Krankheitsgeschichte treten andere Folgen auf und selbst wenn bisher keine körperlichen Schäden spürbar sind, heißt das nicht, dass Du „gesund“ bist!

Körperlich

Die körperlichen Schäden können teilweise wieder zurück gehen, teilweise sind sie aber auch irreversibel und bleiben für den Rest des Lebens! Je schneller Du aus der Krankheit raus kommst, desto höher sind deine Chancen auf eine vollständige Genesung!

  • Haare
    • Haarausfall
    • Lanugobehaarung („Fell“)

„Ich bin ehrlich zu euch. Das erste Mal, dass mir bewusst wurde, wie sehr mein Körper leidet, war als meine Haare büschelweise ausgingen. Überall wo ich hinkam hinterließ ich eine Spur von Haaren. Sie hingen an der Kleidung, lagen auf dem Boden, waren im Bett… Besonders schlimm war es beim Haare kämmen und duschen.

Und das schlimmste war, dass der Haarausfall zeitverzögert kam. Ich war schon wieder auf dem Weg der Besserung, als der Haarausfall sich meldete. Der Haarzyklus ist nämlich zeitversetzt.“

  • Augen:
    • Sehschwäche
    • Augenringe / eingefallene Augen (Verlust von Fettgewebe)
  • Anpassung des Stoffwechsels („Hungerstoffwechsel“)
    • langsamer Puls + niedriger Blutdruck
      • Kreislaufstörungen
      • Schwindel
      • Ohnmacht (Synkopen)
      • Kraftlosigkeit, Schwäche, Müdigkeit
    • Schilddrüsenunterfunktion
    • geringere Körpertemperatur
      • Frieren, kalte Gliedmaßen
    • Durchblutungsstörung

Der „verlangsamte“ Stoffwechsel ist eine evolutionäre Folge und hält einen am Leben. Aber der Stoffwechsel ist nicht „kaputt“ sondern hat sich an die Gegebenheiten angepasst. Hier erfährst du mehr dazu.

  • bei Bulimie (Erbrechen):
    • Verätzung der Speiseröhre
    • Karies
    • Reflux

Durch die Magensäure die beim Erbrechen mit hoch kommt, wird die Speiseröhre verätzt und stark angegriffen. Ebenso der gesamte Rachen und Mundraum sowie die Zähne. Es kann auch zu Entzündungen und dauerhafter Schädigung der „Verschlusskappe“, zwischen Magen und Speiseröhre kommen, so dass permanent Magensäure hoch kommt (Reflux)

  • Masseverlust:
    • Fettgewebe:
      • bläulich schimmernde Haut, da das Unterhautfettgewebe fehlt
      • Schmerzen beim Gehen, Sitzen, Liegen
      • Eingefallenes Gesicht
      • Hervortreten der Adern und Venen
      • ungeschützte Organe
      • Frieren
      • Hirnmasse geht zurück! → Leistungsfähigkeit sinkt.
    • Muskulatur geht zurück
    • Osteoporose (Knochenschwund)

Bei Unterernährung greift der zunächst Körper auf die Fettreserven zurück. Dabei wird vergessen, dass wir eine Fettschicht brauchen, um uns zu wärmen, aber auch zum Schutz der Organe. Zum Beispiel haben wir Fett hinter den Augen, weshalb die „einfallen“ können. Auch an der Fußsohle oder am Po gibt es Polster ohne die Sitzen und Laufen sehr schmerzhaft werden kann. Zudem baut der Körper Muskulatur ab, da diese ebenso als Energiequelle dienen und außerdem Energie verbrauchen, die der Körper eh nicht zur Verfügung hat. Die Knochenmasse nimmt durch einen gestörten Knochenstoffwechsel ab und es kann zu spontanen Knochenbrüchen kommen!

  • Mineralstoffmangel:
    • Osteoporose
    • Wassereinlagerungen
    • Muskelkrämpfe
    • brüchige Nägel + Haare
    • Herzrythmusstörungen
    • Nierenschäden

Gerade mit dem durch Unterernährung, Missbrauch von Abführmitteln oder Bulimie hervorgerufenem Mineralstoffmangel ist nicht zu spaßen! Er kann neben Osteoporose zu Nierenschäden und massiven Herzrythmusstörungen führen!

DAS KANN TÖDLICH ENDEN!!!

  • Hormonelle Störungen:
    • Verlust der Periode/Potenzstörung
    • Libidoverlust (kein Interesse an Sexualität)
    • Schilddrüsenunterfunktion (siehe Stoffwechsel)
    • Gestörtes Hunger- und Sättigungsgefühl

Die Hormonellen Störungen können sich wieder geben, wenn man ein gesundes Körpergewicht erreicht. Allerdings gibt es auch Ausnahmen: Die einen die z.B. ihre Periode gar nicht wieder bekommen, die anderen, die sie im tiefen Untergewicht wiederbekommen. Die Periode alleine ist kein ausreichender Beweis für „Gesundheit“.

  • Wassereinlagerungen durch Eiweißmangel
  • verändertes Hautbild
    • trocken, schuppig
    • Hautlappen, Dehnungsstreifen
    • „Wärmflaschennarben“ (Verbrennungen die wie Gepardenmuster aussehen)
    • bläuliche Haut (Verlust des Unterhautfettgewebes)
    • Hautunreinheiten
  • Einfluss auf den Magen-Darm-Trakt
    • Verstopfung
    • Blähung
  • Entwicklungsstörung
    • Unterbrochenes Wachstum (teilweise auch kompletter Stopp)
    • Keine körperliche Entwicklung
    • Verlust/Nicht-Erhalt der Periode (Amenorroeh)
  • Schwächung des Immunsystems
    • häufigere Krankheiten
  • Schlafstörung durch Adrenalin und Schmerzen beim Liegen
  • Atemprobleme
  • viele, viele mehr…

Todesursachen:

Eine Essstörung kann tödlich enden. Je nach Quelle schwanken die Zahlen zwischen 15% und 20% Sterberate. Die wenigsten „verhungern“ wirklich. Häufig tritt der Tod durch eine einfache Infektion auf, die der Körper nicht bewältigen kann. Durch das Untergewicht ist das Immunsystem so geschwächt, dass es nicht mehr gegen den Krankheitserreger ankommt.

Eine einfache Erkältung kann tödlich enden!

Ein weiter Teil stirbt durch Selbstmord ausgelöst durch die starke Depression, Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung.
!!!SELBSTMORD IST NIE EINE LÖSUNG! Falls Du oder jemand den Du kennst Selbstmordgedanken hat, suche bitte HILFE!!!

Psychisch

Neben all den körperlichen Folgen zeigt sich die Krankheit natürlich vor allem psychisch. Eine Depression und ein Gefühl tiefer Hoffnungslosigkeit sind keine Seltenheit! Auch sonst äußert sich die Essstörung in beinahe jeder Situation des Alltags.

Ängste und Panikattacken können einem den Alltag zur Hölle machen. Egal wohin man geht, die Gedanken lassen einem keine Ruhe. Alles wird im Kopf tausende Male durchgegangen, sei es die letzte Mahlzeit, die Kalorien, das Gewicht oder was und wann man als nächstes isst. Auch Zwänge lassen einem keine Ruhe, permanent ist man in einem Zustand des Dauerstresses.

  • Ängste und Panikattacken:
    • Angst vor bestimmten Lebensmitteln („Fearfoods)
    • Angst vor gesellschaftlichen Events
    • Angst, Zwänge nicht ausleben zu können.
  • Stimmung und Gefühle:
    • Depression
    • Reizbarkeit
    • Traurigkeit
    • Gefühl von Verlorenheit und Hoffnungslosigkeit
    • Lustlosigkeit
    • Anspannung und Schuldgefühle
      • Druck kann zu Selbstverletzung führen
    • Dauerstress
  • Gedanken
    • Gedankenkreise um Essen, Kalorien, Mahlzeiten
    • Beschäftigung mit Rezepten, Lebensmitteln
    • Abwesenheit!
  • Konzentrationsstörung
  • Perfektionismus
    • Vergleichen
  • Zwangsstörungen
    • Rituale um Mahlzeiten
    • Bewegungsdrang
    • Kontrollzwang
    • Waschzwang
  • Verzerrte Wahrnehmung
    • Körperschemastörung
    • Selbstabwertung
      • Vergleiche

Sozial

Auch der komplette gesellschaftliche Alltag unterliegt oft den Zwängen der Essstörung! Viele Erkrankte vereinsamen, isolieren sich und geben ihre Kontakte auf. Auch wirken einige Verhaltensweisen auf das Umfeld so befremdlich, dass es sich abwendet.
Genau das stärkt den Teufelskreis der Essstörung und in der Einsamkeit und Heimlichkeit kann die psychische Erkrankung wachsen und immer gewaltigere Ausmaße annehmen! Deshalb bitte ich jeden Betroffenen eindringlich: HOL DIR HILFE!

  • sozialer Rückzug
    • Meidung sozialer Events
    • Isolation
    • Verlust von Freunden
    • Verlust von Hobbys
  • Vergleiche mit Anderen
    • Neid
    • Agression
    • „abstoßendes“ Verhalten
    • „hochfüttern“ von Anderen
  • Streitigkeiten wegen Essen, Verhalten, etc.
  • Stress mit Freunden un Familie
  • „Egoismus“ (jeder soll auf einen Rücksicht nehmen)
  • Brechen von Regeln und Normen
    • Kleptomanie (Stehlen von Geld, Lebensmitteln, etc.)

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